Hallo allerseits,
freut mich, dass die Diskussion so lebhaft ist.
Tinue schreibt:
Immerhin sehe ich, dass die Situation in Deutschland unterdessen auch nicht mehr besser ist als in der Schweiz
Ja, das habe ich mir gestern beim Schreiben auch gedacht. In der Tat habe ich auf diesen Forumseintrag geantwortet mit Blick auf die Region DACH (die Länder DE; AU; CH) und nicht nur die Schweiz. Da der Thread allerdings nicht von mir angelegt wurde, kann ich den Titel nicht ändern in "Warum gibt´s in Deutschland, Österreich und der Schweiz keine WHS zu kaufen...
Vielleicht könnte ja einer der Mods da tätig werden?
OlafE schreibt:
Hersteller und Handel sind tatsaechlich die beiden Schwachpunkte.
Danke für die Bestätigung meiner zugegebenermaßen sehr subjektiven Meinung bzw. meiner Eindrücke

Du bist nicht zufällig irgendwie in diesem Umfeld beruflich tätig?

Hört sich fast so an...
Hersteller und Handel schreibst Du. In anderen Worten: Produktpolitik, Marktpositionierung, Kommunikations- und Distributionspolitische Entscheidungen sowie Pricing (denn das sind die Dinge, die die Hersteller beinflussen können) und Handel (was muss ich vertriebs-/distributionspolitisch, kommunikationspolitisch tun, damit der in Bezug auf Regalplatz schlichtweg beschränkte Handel endlich den Homeserver aufnimmt. In anderen Worten, die Hersteller versagen beim Einsatz des Marketinginstrumentariums, denn man hat mehr Stellhebel, als man glaubt.
Der Handel, weil er mit Serverprodukten im Consumermarkt wenig Erfahrung und somit wenig am Hut hat, was bei den Einkaeufern anfaengt (ausserdem kann man an einen Homeserver ja nicht einfach einen Bildschirm haengen und die Praesentation laufen lassen, sondern muss den Kunden tatsaechlich noch beraten)...
=falsche Vertriebspolitik. Handel muss mit Poitionierungskonzepten, Werbebotschaften unterstützt und überzeugt werden. Promotionsveranstaltungen, Einkäuferschulungen etc... Mensch, in anderen Branchen ist das GANG UND GÄBE...
die Hersteller, weil die Stueckzahlen augenscheinlich nicht reichen.
Und das verstehe ich am allerwenigsten. Ja hat denn irgendjemand auf Herstellerseite wirklich erwartet, dass bei innovativen Marktsegmenten, die vorher noch nich adressiert wurden tatsächlich in den ersten 12-24 Monaten schon Stückzahlen erreicht werden, die hohe Gewinne versprechen? Das ist völlig normal, dass anfänglich in den ersten 12-24 Monaten erst mal nur Stückzahlen erzielt werden, bei denen man sogar Verluste erzielt. Der Markt muss erst mal entwickelt werden. Das dauert - selbst bei einem guten und intensiven Marketing - locker 3 Jahre, in denen bestenfalls Kostendeckung erreicht werden kann. Die erste Generation von Produkten macht dann Verlust, die zweite aber - wenn die Masse kommt - ohne görßere zusätzliche Aufwände lässt dann die Gewinne fliesen. Wobei - um der Wahrheit mal die Ehre zu geben... Die größten F&E Kosten liegen hier ja am allerwenigsten bei den Hardwareherstellern, sondern eher bei dem Softwarehersteller - namentlich Microsoft. Tatsächlich sind die größten Kosten eher bei der Entwicklung eines adäquaten Marketings zu sehen (was aber eh kaum einer der Homeserverhersteller getan hat) und allenfalls in der Umstellung der Produktion, den Regionalisierungskosten etc. Nur in bezug auf das Kostenvolumen ist das nicht zu vergleichen mit der kompletten Neuentwicklung von innovativer Hardware. Wir reden ja immer noch über Standardkomponenten, die da in der Homeserver Hardware verbaut werden...
Es ist zum Haare raufen... Wer sich Microsofts langen Atem bei einem ebenfalls sehr innovativen Softwareprodukt ansieht (Onenote), der versteht vielleicht, warum ich mir die Haare raufe. Onenote war, als es 2003 auf den Markt kam, die ersten 3 Jahre ein absoluter Flop. Kaum jemand kannte es, kaum jemand wußte, was man damit überhaupt anfangen soll. Erst jetzt mit Onenote 2007 kommen die im Markt genutzten Stückzahlen langsam in messbare Regionene, das Produkt wird immer bekannter. 5-6 Jahre später... Haben die Hardwarehersteller denn wirklich gedacht, sie könnten ein ursprüngliches Investitionsgut so ganz ohne Aufwand in den Konsumentenmarkt drücken und sie würden dann gleich sehr hohe Stückzahlen bekommen, so wie bei den übrigen Produkten?
Die Computerindustrie ist ja eigentlich hochprofessionell... wenn es um den B2B Markt geht (Investitionsgüter gewerbliche Abnehmer als Kundengruppe). Aber im Konsumentenmarkt macht sie seit 20 Jahren immer noch dieselben Fehler. Da könnte sie manches aus anderen Industrien/Branchen lernen.
http://www.notebooksbilliger.de/index.p ... verstorage zeigt eigentlich, dass derzeit ueberhaupt nur Acer real praesent ist. (Und Acer war auch der einzige Home Server, fuer den ich je Werbung in einer Computerzeitschrift gesehen habe.)
Immerhin ein Hersteller, der da schon deutlich weiter zu sein scheint. Ich bin gespannt, ob andere davon lernen. Und natürlich bin ich auf den Erfolg von Acer gespannt.
@Tinue: Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass es einen Bedarf gibt. Du schreibst ganz richtig, dass es unheimlich viele Haushalte gibt, in denen mittlerweile mehr als ein Computer steht. Genau. Gar nicht mitgerechnet die vielen potentiellen Abnehmer, die zwar eigentlich gewerbliche Abnehmer wären (und damit in den B2B-Markt reingehören), für die aber trotzdem eine professionelle Serverlösung für mehrere 1000 Euro nicht das Richtige ist: Klassischerweise Kleingewerbetreibende, Freiberufler, small business/home office Kunden. Sobald mehr als ein Rechner da ist und womöglich Outlook (anstelle Web gestütztes Mail) im Einsatz ist, kommt das uns allen bekannte Synchronisationsproblem... Ich brauche es glaube ich nicht weiter zu erläutern... Auch nicht, dass mir vor 4 Wochen leider eine komplette Neuinstallation bevorstand... Ich hatte zwar eine eigenerstellte Revovery CD (direkt nach Neukauf von der Recoverypartition der Festplatte auf CD gebrannt, so wie vom Hersteller beschrieben) aber Murphy schlug zu. Die CD funktionierte nicht, die Revovery Partition, die ja immer noch auf der Festplatte vorhanden war, auch nicht... Worst Case. Dass meine Begeisterung für den sehr bequemen Kauf von Filmen und Musik über bspw. Itunes mir zum einen die Laptop Festplatte gar nicht mal so langsam, aber sicher überlaufen läßt kommt noch dazu. Eine zentrale Lösung ist das, was ich - und sicher viele viele abdere Haushalte - in Zukunft benötigen. Einfach muss es sein, ohne jegliche IT Kenntnisse, und preiswert. Ich bin mir absolut sicher, das verstehen die Haushalte. Aber man muss es ihnen auch sagen... Wenn man dieselbe Sprache anwendet, die man auch in den IT Abteilungen der Unternehmen spricht, dann darf ich mich nicht wundern, dass Papa, der am Wochenende mal wieder im Media Markt schoppen war, gar nicht weiß, was er mit einem "Server" soll. Der sieht das Wort Server, sieht die unförmige Kiste und denkt sich: "Das ist doch dasselbe, was bei mir auf der Arbeit steht.... Nee, sowas brauche ich zu Hause nicht... Hab ja kein SAP zu Hause im Einsatz"
Dem normalen Menschen muss man in seinen üblichen Kategorien und in seiner Welt erläutern, warum er doch einen Server zu Hause braucht, was der Nutzen dabei ist, was passieren kann, wenn er es nicht nutzt usw... AntiFalten Cremes, die x-te Varianten ein und desselben Waschmittel und alle möglichen sonstigen Dinge aus dem Konsumgüterbereich verkaufen sich doch auch nicht ohne entsprechende Werbung... Ich wünschte mir, die High Tech Industrien würden das langsam aber sicher auch mal begreifen.
So, nun habe ich - glaube ich - bei weitem genug dazu gesagt... Es war eh schon viel zu viel... Sorry, falls ich irgendjemanden gelangweilt habe. Um allen eventuellen Spekulationen zuvorzukommen: Nein, ich bin nicht beruflich in der Werbebranche tätig, und nein, ich bin kein Marketing Berater... Ich habe das (Marketing) zwar mal gelernt und das Thema war in derTat auch Gegenstand meiner Diplomarbeit, aber ich betreibe es derzeit nicht beruflich. Und jetzt gelobe ich den Mund zu halten. Musste es einfach mal loswerden.
Viele Grüße,
Josh